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Interview, 10. Dezember 2011

Vielen Dank, Irene
http://www.figureskating-online.com/

Q: Ich freue mich, dich anlässlich der Show “Stars und Sternchen” hier in Berlin zu treffen. Du hast ja deine Eiskunstlaufkarriere beendet. Erzählst du uns bitte kurz, was zu dieser Entscheidung beigetragen hat?

A: Entscheidend war, dass ich nach mehreren Verletzungen Rückstand auf dem Eis hatte. Ich habe mich im Kopf nicht mehr dazu bereit gefühlt das aufzuholen. Ich habe im Training gespürt, dass ich an gewisse Grenzen meinerseits stiess, also auch mit gewissen Techniken bei Sprüngen. Es lag sicher auch daran, dass ich nicht mehr so oft trainieren konnte wie ich das gewollt hätte. Also letztendlich war der Hauptgrund, dass ich wegen der vielen Verletzungen einen solchen Rückstand hatte, dass ich für mich entschieden habe, dass ich den Anschluss nicht mehr schaffe.

Q: Es war ein sehr bewegender Moment als du in der Show verabschiedet wurdest, auch für deine Fans die deswegen sogar aus Japan angereist sind. Wie hast du es empfunden?

A: Also das war ein grossartiges Schaulaufen für mich. Die Verabschiedung war toll und es war ein schönes Interview durch meinen ehemaligen Landestrainer in Berlin, Herrn Ketterer. Als er mich nach meinen drei schönsten Momenten befragte, da wusste ich es noch gar nicht, denn das Interview wurde ja während der Show geführt. Aber jetzt nach der Show muss ich das mit hinzunehmen. Also es war ja kein Wettkampf, ich habe ja nur von den drei schönsten Momenten in Wettkämpfen erzählt. Der schönste war definitiv und das habe ich immer noch vor Augen: nach der Kür bei der Europameisterschaft in Warschau, die ja auch gut war. Es waren ja auch ein paar Tausend Leute da, die applaudiert haben und das war ein unglaublich toller Moment. Aber das gestern war emotional noch eine Stufe höher, weil es auch so eine spezielle Nummer war, die ich gelaufen bin. Und das Publikum hat das auch so toll angenommen und mich so toll unterstützt und begeistert begleitet. Das war einer der schönsten Momente!

Q: Es war ein beeindruckendes Programm, mit dem du überrascht hast. Der Titel des Stückes war "Am Fenster". Wer hat dich auf der Violine begleitet?

A: Das war Georgi Gogow, der Violinist der Band City. Eine populäre Band, erst hauptsächlich in der ehemaligen DDR. Aber mit diesem Song "Am Fenster" wurden sie dann ziemlich bekannt in Europa wie z.B.auch in Ungarn. Diesen Song kennt man von der Melodie her. Vielleicht nicht den Titel, aber wenn man die Melodie hört dann erkennt man ihn. Ich kenne Joro (Georgi Gogow) sehr gut, denn er ist der Grossvater meiner Nichte, der Tochter meiner älteren Schwester und deren Ex-Mann. Dieser ist auch Musiker und Joro ist sein Vater.

Q: Wer hatte denn diese Idee?

A: Die Idee hatten wir schon mehrere Jahre. Wir hatten diesbezüglich des öfteren Faxen gemacht bei Familienfeiern und gerade in der vorweihnachtlichen Zeit, dass wir mal zusammen auftreten. Aber näher in Betracht gezogen haben wir es nie weil ich mich entweder auf Wettkämpfe vorbereitet habe oder er war unterwegs mit seiner Band. Jetzt bot es sich ganz einfach an. Diese Idee ist erst vor vier Wochen entstanden. Ich glaube meine Schwester Nadine war es, die gesagt hat "frag doch mal ... " Dann habe ich angefragt und er hat sofort gesagt "Ja, das machen wir! Wann wenn nicht jetzt! Es muss jetzt passieren, denn später wird es eher schwieriger." Wir waren beide begeistert und für mich war klar, dass es dieser Song sein musste. Ich habe den Part genommen, in dem viel Geigensolo ist, damit er auch zur Geltung kommt. Es ist ja eine tolle Nummer. Man kennt es zwar, aber die Stellen die ich genommen habe, die waren jetzt nicht so bekannt. Man hat dieses Geigensolo nicht so oft gehört mit diesen Tönen, die da durch den Raum flitzen. Diese Idee gab es also schon sehr lange, aber die Umsetzung ist erst vor vier Wochen entstanden. Und es war eine tolle Entscheidung.

Q: Du hast es eben schon angesprochen, dass das Publikum begeistert war. Motiviert dich das jetzt weiterhin in Shows aufzutreten?

A: Es war so eine tolle Nummer! Eigentlich hatte ich es so angelegt, dass es ein einmaliger Auftritt ist, vor allem mit dieser Nummer. Denn wenn ich diese Nummer noch einmal aufführe, dann möchte ich es nur mit ihm machen. Weil es eben so speziell ist und weil es eben so gut rüberkommt wenn da noch ein Künstler mit dort steht. Eigentlich war für mich klar, dass es eine einmalige Sache ist. Jetzt müssen wir mal schauen. Ich bin jetzt erstmal ab Anfang Januar verreist. Aber wenn es Anfragen gibt und wenn Joro auch Zeit und Lust hat - klar, warum nicht! Also ich kann es mir sehr, sehr gut vorstellen, das nochmals aufzuführen.

Q: Wie geht es denn jetzt weiter? Welche Pläne und neue Ziele hast du?

A: Ich bin ab Januar für 3 Monate in Neuseeland und erfülle mir den langen Traum einmal länger auf Reisen zu sein. Diese Reiselust ist durch den Sport erst entstanden. Wenn man durch Wettkämpfe andere Städte, andere Leute und andere Kulturen kennen lernt. Das möchte ich jetzt ein bisschen vertiefen durch einen längeren Aufenthalt in Neuseeland. Ich habe mir gedacht, wenn ich die Zeit habe, dann habe ich sie jetzt. Später wird es vielleicht mit einem Beruf und Familie schwierig. Am 30. März komme ich zurück und am 31. März habe ich eine Aufnahmeprüfung an einer Universität in Amsterdam, weil ich dort Physiotherapie studieren möchte. Ich hoffe, dass ich angenommen werde und wenn es so läuft wie ich es mir erhoffe, dann geht es im August in Amsterdam mit dem Studium los.

Q. Gibt es etwas, was du deinen Fans sagen möchtest?

A: Man denkt im Rückblick viel mehr nach über die vergangene Zeit und was sie gebracht hat. Ich muss sagen, vor 4, 5, 6 Jahren war es schön Fans zu haben, die einen unterstützen. Aber es war nicht klar, welch grossen Stellenwert Fans überhaupt haben. In den letzten Jahren und Monaten ist mir eigentlich erst klar geworden, dass man den Leistungssport zwar in erster Linie für sich macht, aber wenn man dann in Shows auftritt, merkt man erst einmal wie sehr man mit sich zufrieden ist wenn alle applaudieren. Also die Bedeutung der Fans hat immer mehr zugenommen. Es war gestern auch wieder so ein Moment wo ich dachte "wow". Sicherlich sassen da jetzt nicht 1500 Fans von mir, aber alle waren angetan von dem was ich gezeigt habe. Einfach mal ein riesen-, riesengrosses Dankeschön an alle, die sich für mein Laufen begeistert haben! Ich bin ja nicht ganz weg und vielleicht sieht man mich ja noch in der einen oder anderen Show. Also auf jeden Fall nochmals ein ganz grosses Kompliment an alle, die immer zu mir gehalten und mich unterstützt haben, Geburtstagskarten und Weihnachtsgrüsse geschickt haben...ganz lieben Dank!

Q: Dann wünschen wir dir alles Gute, dass es klappt mit dem Studium und hoffen, dass wir uns anlässlich einer Show wieder mal sehen.

Bilanz und Ausblick auf die Saison 2010/2011

DM 2010
DM 2010

Frage:
Philipp, Du bist im Februar vergangenen Jahres nach Oberstdorf gewechselt und trainierst nun im Team Huth. Was ist beim Training im Team Huth anders als in Berlin?

Philipp:
Wie in der Frage bereits erwähnt, trainiere ich jetzt im „Team Huth“.  Dazu gehören neben meinem Trainer Michael Huth auch andere Personen, die sich um uns Sportler kümmern. Als Co-Trainerin Vlasta Kopriovova, als Choreograph Dr. Rostislav Sinitsyn, als Fitnesstrainer Harald Martin und für den Ballettunterricht die „Tanzfabrik Sonthofen“. Das ist der Kern des Teams, zu dem dann in der Vorbereitung (im Sommer) noch andere dazukommen. Und dieses Miteinander macht die gute Mischung. Man bekommt von jeder Seite Anweisungen und Tipps, sodass man sich immer wieder hinterfragen kann, wo kann ich mich weiter verbessern.

Frage:
Ich habe gelesen, dass die Stimmung im Team sehr gut sein soll, kannst Du das bestätigen?

Philipp:
Definitiv ja! Unser Training steht immer unter dem Aspekt „Lernen mit Freude“, denn Korrekturen prägt man sich so viel besser ein. Das heißt nicht, dass wir ständig nur gelobt werden und alles immer toll läuft, sondern Kritik und Verbesserungen werden konstruktiv gegeben, man soll ja angespornt werden, es besser zu machen.

Frage:
Wie sieht es mit Deiner Freizeit aus? Wie verbringst Du die in Oberstdorf?

Philipp:
Meine Freizeit verbringe ich häufig draußen in der Natur. Gerade im Frühjahr und Sommer kann man mit dem Rad die Umgebung um Oberstdorf hervorragend erkunden. Außerdem unternehmen wir Sportler miteinander auch einiges, Bowling, Pool-Billard, Tischtennis usw. Wie man sieht, also sehr sportliche Sachen. Wenn es der Tag auch zulässt, schlafe ich gerne mal aus! Dann ein Buch in die Hand, eine Tasse Tee oder Kaffee dazu und abschalten.

Frage:
Kannst Du uns mal einen typischen Tagesablauf schildern?

Philipp:
Aufstehen tue ich meistens zwischen 07:30 und 08:00 Uhr. Nach einer kurzen Morgengymnastik (Stretching, Yogaübungen etc.) zum Wachwerden und einer Dusche, geht’s ans Frühstück. Dann fahre ich (wenn’s das Wetter erlaubt) mit meinem Rad zur Eishalle, was ca. 5 – 8 Min. in Anspruch nimmt. Von 09:30 – 11 Uhr ist die erste Trainingseinheit (Erwärmung und Eistraining). Nach einer kürzeren Pause ist von 12:30 -14:30Uhr unsere zweite Trainingseinheit (Erwärmung, Eistraining, Nachbereitung). Danach wird erstmal Mittag gegessen und entspannt, sodass dann am Nachmittag / Abend unsere dritte Trainingseinheit ansteht, meistens von 18:30 - 20:30 Uhr. Dazu reihen sich dann noch zweimal die Woche Athletikeinheiten und zweimal Balletteinheiten dazu, die am Nachmittag stattfinden. Zwischen den Einheiten stehen Dinge des täglichen Bedarfs an, wie Einkaufen gehen, Wäsche waschen oder auch Schreibkram für die Bundeswehr erledigen.  Nach dem Abendtraining gibt’s noch ein kleines Abendessen und je nach Situation verbringe ich dann noch Zeit mit anderen Sportlern, schaue fern, schreibe Mails etc.

Frage:
Was vermisst Du am Meisten in Oberstdorf?

Philipp:
Meine Familie ganz klar! Gerade am Wochenende war ich es jahrelang gewöhnt, dass man gemeinsam frühstückt und dann etwas zusammen unternimmt. Das fehlt einem schon, aber im Zeitalter des Internets kann ich mich ja regelmäßig mit meiner Familie in Berlin austauschen, sei es über Handy oder Skype im Internet.

Frage:
Die Saison 2009/2010 ist zu Ende. Was ziehst Du für ein Fazit daraus? Wo möchtest Du Dich für die nächste Saison verbessern?

Philipp:
Mein Fazit fällt positiv aus. Ich konnte mich nach anfänglichen Startschwierigkeiten doch mit ordentlichen Leistungen aus der Saison verabschieden und am Ende noch ein paar Weltranglistenpunkte aus Slowenien mitnehmen. Meine Schrittkombinationen sind anspruchsvoller geworden, meine Pirouetten haben sich in Sachen Geschwindigkeit und Schwierigkeit verbessert und meine Sprünge sind zum Ende der Saison hin stabiler geworden. Besonders im „Component“-Bereich habe ich mich auch weiterentwickeln können. Für die nächste Saison möchte ich mein Sprungrepertoire aufstocken und die Wettkampfstabilität erhöhen. Des Weiteren kann ich mich überall noch verbessern, denn perfekt ist man nie, man kann Perfektion nur anstreben!

Frage:
Was sind Deine Ziele für die Saison 2010/2011?

Philipp:
Für die nächste Saison nehme ich mir die Teilnahme an den Europa- und Weltmeisterschaften vor, sowie das Sammeln weiterer Weltranglistenpunkte bei ISU-Events. Mit Bern (SUI) als EM-Austragungsort und Tokyo (JAP) als WM-Austragungsort verbinde ich auch ganz spezielle Anreize. Die Schweiz ist die Heimat meiner Webmasterin und Japan ein Land mit vielen eislaufbegeisterten Fans, die bereits in bemerkenswerter Anzahl meine Homepage besuchen.

Frage:
Wie sieht es mit dem 3fachen Axel oder mit einem Vierfach-Sprung aus?

Philipp:
Den 3A haben wir ins Training aufgenommen, für mich stand allerdings erst einmal das Erlernen einer stabileren Technik des 2A in der letzten Saison im Mittelpunkt. Einen 4fach Sprung haben wir erstmal hinten angestellt. In der kommenden Saisonvorbereitung werden diese beiden Höchstschwierigkeiten dann vermehrt trainiert werden.

Frage:
Wie sieht Deine Zwischensaison aus? Trainierst Du da anders, als in der Hauptsaison?

Philipp:
Ja, wir haben einen wesentlich höheren Trainingsumfang in unserer Saisonvorbereitung im Vergleich zur Wettkampfphase. Gerade über den Sommer in den iceDOME-Camps wird viel trainiert. Das zeigt sich in 3-4 Eiseinheiten am Tag, viel Athletiktraining für eine physische Grundfitness, vermehrtes Balletttraining zum verbesserten Bewegungsverständnis usw. Da diese Saisonvorbereitung aber auch an verschiedenen Orten mit verschiedenen Sportlern und Trainern erfolgt, gerät die Anstrengung manchmal in den Hintergrund. Die eigentliche „Zwischensaison“ verbinde ich mit den Monaten April/Mai. Dort stehen für mich Weiterbildungsmaßnahmen der Bundeswehr an.

Frage:
Hast Du Dir bereits Gedanken zu den Programmen für die nächste Saison gemacht?

Philipp:
Na klar, ich werde ein neues Kurzprogramm bekommen und meine Kür behalten. Weitere Details werde ich euch dann über meine Website mitteilen.

Frage:
Gibt es eine Musik, zu der Du schon immer laufen wolltest?

Philipp:
Hmm… nein da fällt mir keine ein. Ich habe viele Musiken/Musikrichtungen die mir gefallen, aber es gab für mich noch keine Musik, bei der ich gesagt hätte „Die muss ich unbedingt laufen, das wollte ich schon immer!“ Wenn ich mir am Ende der Saison Gedanken über Programmmusiken der nächsten Saison mache, lass ich mich gerne von anderen Läufern inspirieren, schaue im Internet und wenn ich dann etwas finde was mir gefällt, spreche ich mit meinem Coach darüber. Wenn die Musik dann steht, kann ich mich schnell darauf einstellen.

Frage:
Was gefällt Dir an diesem Sport?

Philipp:
Die Möglichkeit, mit technischen Schwierigkeiten gespickte Programme nach Musik zu interpretieren und das Publikum damit zu erreichen, eine Geschichte zu erzählen, Emotionen rüberzubringen. Das fasziniert mich am Eiskunstlaufen und an denen, die es verstehen diese Emotionen beim Zuschauer zu wecken.

Frage:
Möchtest Du Deinen Fans noch etwas mitteilen?

Philipp:
Meinen Fans möchte ich zunächst mal ganz herzlich danken! Denn ohne Fans wäre das Eiskunstlaufen generell nicht denkbar. Wen sollte man denn sonst mit seinen Programmen ansprechen? Ihr gebt einen erheblichen Anteil eurer Freizeit dem Eiskunstlauf hin und verdient deshalb von meiner Seite aus höchste Anerkennung! Danke dafür und versucht weiterhin andere Leute von eurer Begeisterung für diesen Sport anzustecken!



Bavarian Open, Februar 2009

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Danke Irene und Tatjana!

I: Herzlichen Glückwunsch zu einem tollen zweiten Platz. Du bist zufrieden?
P: Ich bin eigentlich zufrieden. Mit den Punkten jetzt an sich nicht, aber mit der Leistung: ich habe in beiden Programmen die dreifach-dreifach Kombi gezeigt, aber die wurde zweimal nicht rumgewertet, denke ich. Ich habe die detaillierten Ergebnisse noch nicht gesehen. Aber trotzdem habe ich auch in der Kür das erste Mal wieder vier verschiedene Dreifache gemacht, mit dem Salchow, den habe ich zur Deutschen noch nicht gezeigt. Den hatte ich nur doppelt gemacht, aber der war sogar ganz gut. Aber ich bin auf jeden Fall zufrieden, kann man schon sagen.

I: Du musstest lange wegen Verletzungsproblemen aussetzen. Kannst du bitte noch einmal zusammenfassen, welche Probleme du genau hattest und wann du wieder ins Training eingestiegen bist.
P: Angefangen hat alles im März 2007. Es ist fast zwei Jahre her. Damals nach der Junioren-WM war eigentlich die Saison schon für mich gelaufen. Ich habe dann im Training auch ein bisschen am vierfachen Lutz gearbeitet, wir hatten damals auch Videoaufnahmen, um genau anzugucken, was man verbessern kann. Und da ist es dann bei einem Lutz passiert, dass ich in der Luft gemerkt habe, wie es auf einmal tierisch gezogen hat im Adduktorenbereich, also in der Oberschenkel-Innenseite, auf der linken Seite. Ich konnte dann auch nicht laufen und bin dann gleich zum Arzt gegangen. Der hat eine Zerrung diagnostiziert und eine Woche später hatte ich Urlaub und war zwei Wochen auf Bali. Also Sonne pur und der Arzt hatte auch gesagt, das kann mir nur gut tun, und so habe ich die Füße sozusagen hochgelegt. Als ich aus dem Urlaub wiederkam, war es aber überhaupt nicht besser. Im Urlaub hatte ich zwar gemerkt, da zwickt es noch ein bisschen, aber ich habe mich ja dort nicht so viel bewegt. Dann stellte sich heraus, dass es ein Muskelfaserriss war, also etwas Schlimmeres. Das verheilte dann aber auch nicht so und ich habe gar nicht weitertrainiert, nur Physiotherapie, also Behandlung gehabt. Im Juni war es dann immer noch nicht wirklich besser, ich konnte auch nicht aufs Eis. Da habe ich dann beschlossen nach München zu gehen und mich von Marianne Martin, der Physiotherapeutin der DEU, behandeln zu lassen. Dort war ich vier Wochen, und sie hat herausgefunden, dass es vom Rücken herkommt. Ich hatte sozusagen so etwas wie einen leichten Bandscheibenvorfall, es war ein Nerv eingeklemmt, und der verlief durch die Adduktoren. Der meldete immer Schmerz, obwohl an sich alles verheilt war. Dann musste ich ein sehr umfangreiches Stabilisationstraining machen, Bauch und Rücken. Danach kam alles wieder in Schwung und ich spekulierte an den Deutschen Meisterschaften im Januar 2008 in Dresden teilzunehmen. Als ich wieder aufs Eis kam, war Oktober und es lief auch alles ganz gut, die Dreifachen kamen wieder und dann bekam ich Probleme mit beiden Knien, unterhalb der Kniescheibe an der Patella-Sehne, es war einfach eine Überlastung sag ich mal, weil ich dem Sinne keine richtige athletische Vorbereitung hatte. Es war zu viel für meine Knie, und dann war die Saison für mich gelaufen. Mitte Februar bin ich wieder runter vom Eis und habe mich erst mal athletisch aufgebaut, bin auch kräftiger geworden in dieser Zeit. Als ich keine Schmerzen mehr hatte, bin ich dann wieder aufs Eis, das war Anfang April letzten Jahres. Da konnte ich wieder konsequent trainieren und im Prinzip hatte ich dann nochmal den ganzen September durch einen blöden Monat. Direkt zu Saisonanfang konnte ich nicht trainieren, weil ich Probleme mit dem Schuh hatte, der drückte auf die Sehne. Ich hatte eine Sehnenscheidenentzündung rechts und konnte den ganzen September über nicht trainieren. Aber im Oktober war es weg, und ich konnte dann richtig loslegen mit einer relativ guten Vorbereitung. Die letzten zwei Jahre, vor allem 2007 nach der JWM waren eine Katastrophe für mich. Danach lief es erst ein bisschen schleppend an, aber jetzt bin ich wieder voll da. Ich bin fit und habe keine Probleme mehr seit September. Das ist schon mal wichtig.

I: Trainierst du auch wieder vierfache Sprünge?
P: Ich habe seitdem nicht wieder Vierfache trainiert, aber ich werde jetzt wieder daran arbeiten. Ich habe auch den ganzen Februar Zeit. Ich laufe erst wieder in Den Haag Anfang März und werde dann Vierfache und vor allen Dingen den Axel, das ist ja so ein Schlüsselelement, trainieren.

I: Wie hast du die schwierige Zeit überwunden und deine Motivation behalten?
P: Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es schaffen kann. Ein Schlüsselerlebnis war in Berlin, als ich aus München wiederkam im August 2007. Ich bin in Berlin an einen Physiotherapeuten gekommen, der eigentlich für mich ein Motivator war, der gesagt hat, du kannst es wieder schaffen. Bei dem bin ich auch immer noch und lass mich behandeln, meistens einmal in der Woche. Er ist für mich immer noch ein Super-Mentaltrainer. Er ist eigentlich ein ganz normaler Physiotherapeut, aber er hat mich immer sozusagen wieder am Laufen gehalten. Dann hatte ich ja auch den Vorteil, dass ich all die Konkurrenten vor der Nase hatte: Peter, Martin, Clemens und Stefan, wie sie trainiert haben. Und da habe ich mir gesagt, du kannst jetzt nicht einfach so nach der Verletzung abtreten.

I: Es ist sicher deprimierend, wenn man denkt jetzt geht es aufwärts und dann kommt der nächste Rückschlag.
P. Ja, aber ans Aufgeben habe ich nie gedacht, zum Glück!

I: Wann hast du gewusst, dass du wieder zurückkommen würdest?
P: Als ich mich auf die Deutsche 08 (im Dezember 2007) vorbereiten wollte und dann die Knieprobleme auftraten, dachte ich “das kann nicht sein” und ich war schon ziemlich niedergeschlagen und auch als ich dann in Dresden war, es war eine ganz komische Erfahrung. Ich bin dahin gefahren, habe mir die Wettbewerbe angesehen, und es war alles so fern. Ich hätte mir nie vorstellen können mitzulaufen. Also ich war natürlich nicht fit, aber ich fühlte mich auch nicht fit vom Kopf her, denke ich. Das war eine harte Zeit. Aber als ich dann wieder schmerzfrei war und mein Athletikprogramm starten konnte so Anfang Januar 08, da habe ich schon gemerkt, es geht ganz schnell aufwärts.

I: Was hast du in der Zeit gemacht in der du nicht trainiert hast?
P: Ich war damals in der 13. Klasse und habe dann mein Abitur letztes Jahr im Sommer fertig gemacht. Ich hatte mehr Zeit, mich auf die Schule vorzubereiten. So hat es sogar auch was gebracht, also ich habe mich noch ein bisschen verbessert und mit einem sehr guten Abi-Schnitt, mit 1,9, die Schule beendet und war sehr froh darüber. Ansonsten habe ich so viel eigentlich gar nicht gemacht und war trotzdem beschäftigt, viel Physiotherapie gemacht und manche Sachen, die im Nachhinein gar nichts gebracht haben. Ich bin, um mich trotzdem ein bisschen fit zu halten viel Rad gefahren, viel Ergometer und im Nachhinein würde ich sagen, hat mir das gar nicht so viel gebracht und nicht gut getan. Ich habe halt versucht irgendwie einen gewissen Fitnessgrad zu halten. So viel Zeit hatte ich also dann doch nicht nebenbei. Aber wie gesagt, für die Schule hat es mir schon was gebracht.

I: Wie hast du die Deutsche Meisterschaften nach der langen Pause erlebt und wie schätzt du die Saison für dich ein?
P: Es war erstmal wieder sehr schön, bei der Deutschen Meisterschaft dabei zu sein. Ich hatte schon damit gerechnet, wenn alles richtig gut läuft für mich, klar Axel kann ich nicht, aber wenn Peter Fehler macht, kann ich auch um den Titel mitlaufen. Es hat sich dann im KP schon herauskristallisiert, dass, auch wenn Peter den Axel nicht gemacht hat, er dann doch noch eine Schippe drauflegen kann, was er ja dann auch in der Kür gezeigt hat. Aber ich war trotzdem erstmal sehr zufrieden wieder dabei zu sein, mich zeigen zu können. Ich habe auch sehr viele positive Reaktionen bekommen, dass man froh ist, mich wieder zu sehen und ich war ja auch gut. Es war einfach eine schöne Meisterschaft für mich, ärgerlich ein bisschen, dass ich dann nur den 3., also in Anführungsstrichen nur den 3. Platz geschafft habe. Weil ich schon eigentlich damit gerechnet hatte, doch als zweiter mit zur EM fahren zu können.

I: Naja, nach der langen Auszeit war das Ergebnis aber doch okay?!
P: Ja, nach der langen Auszeit kann man natürlich sagen, ja 3. erstmal okay, aber man will ja auch trotzdem sich international zeigen. Es hat leider nicht geklappt, aber mit der bisherigen Saison bin ich eigentlich schon zufrieden. Und ich sag mal das Highlight für mich jetzt in der 2. Saisonhälfte wird dann schon Den Haag sein. Ich habe gehört, es werden wohl sehr viele prominente Läufer dabei sein. Peter wird ja auch da laufen. Da versuche ich dann natürlich nochmal alles rauszuholen.

I: Erzähle unsein bisschen was über deine Programme. Wie hast du die Musik ausgewählt, was gefällt dir an diesen Programmen. Das Kurzprogramm ist ja Derrick, hast du diese TV-Serie überhaupt noch bewusst erlebt?
P: Die TV-Serie lief zwar glaube ich bis Ende der 90iger. Aber so richtig gesehen habe ich sie bis heute noch nicht. Im Internet habe ich mit ein paar Clips angeguckt bei YouTube. Für die Kür stand bei mir fest, dass ich einen Tango laufen wollte und beim KP war ich mir nicht sicher. Und dann hat meine Trainerin Romy Österreich diese Derrick-Musik mitgebracht und meinte: “Hey, guck mal ich habe was gefunden, das lange keiner mehr gelaufen ist.“ Sie meinte sogar, vielleicht noch nie jemand. “Es ist eine tolle rhythmische Musik und da kann man bestimmt was draus machen.” Ich habe es dann zusammengeschnitten, die Version, die jetzt vorhanden ist. Und die fand ich auch von Anfang an Klasse. Bei der Kür war es relativ schnell klar, im Februar letzten Jahrs oder sogar noch früher, dass ich einen Tango laufen will und ganz viele Musiken hat mir Hendryk Schamberger, der auch damals meinen Flamenco choreographiert hat, besorgt. Dann war ich in Tango-Tanzkursen. Mit Constanze Paulinus bin ich einmal wöchentlich tanzen gegangen und der Tanzlehrer hat mir auch nochmals Musiken gegeben. Dann hatte ich so im Mai/Juni hunderte von Titeln und habe mir die schönsten rausgesucht, dann auch zusammengeschnitten und das ist jetzt dabei herausgekommen.

I: Du machst das alles selber?!
P: Ja, die Grundstruktur schneide ich selber und den Feinschnitt mache ich zusammen mit dem Freund meiner älteren Schwester. Er ist Musiker und in dem Musikstudio kann ich dann schön was überarbeiten.

I: Die Schule ist abgeschlossen und jetzt bist du in der Bundeswehr. Was machst du dort?
P: Genau, die Schule habe ich im Juni letzten Jahres beendet und seit Oktober bin ich bei der Sportfördergruppe. Im April/Mai diesen Jahres werde ich wahrscheinlich die Grundausbildung machen. Normalerweise ist es so, dass man die Grundausbildung erst macht und dann sozusagen in der Sportfördergruppe bleibt. Bei den Eiskunstläufern gibt es eine Ausnahme. Seit Oktober war ich drin und im Oktober/November eine Grundausbildung zu machen wäre natürlich totaler Käse für die Saisonvorbereitung, die Saison fängt ja da gerade an. Also hole ich die jetzt nach, wahrscheinlich zusammen mit Peter (Liebers) und mit Carolina Hermann. Ansonsten ist es natürlich ideal. Wir können täglich trainieren, wir müssen einmal im Monat nur in die Kaserne. Das ist in Berlin auch ideal, es ist nicht so weit weg, in Tegel, man fährt eine halbe bis eine dreiviertel Stunde hin. Das nennt sich Pflichtdiensttag und ist einmal im Monat. Im Prinzip kommen alle Sportsoldaten, die von der Bundeswehr unterstützt werden, dorthin, müssen dahin kommen wenn nicht gerade Wettkämpfe sind. Dann gibt es Informationen über Lehrgänge oder Fortbildungsmaßnahmen oder wenn papiermäßig irgendwas nachgeholt werden muss. Es ist an sich nie was Großes, es ist nur, dass man sich da auch in der Kaserne sehen lässt, dass man sieht, es gibt eine Sportfördergruppe. Es ist für mich eine ideale Unterstützung. Man kriegt erstmal nur ein Grundsold, aber es ist ein Anfang und ich kann dafür das machen, was ich sehr gerne mache: Eislaufen. Es ist schon eine tolle Sache!

I: Und was machst du sonst noch außer Eislaufen? Welche Hobbies hast du? Du liest gerne?!
P: Stimmt, ich lese gerne. Momentan lese ich allerdings nichts. Ich habe mir ein Buch mitgenommen, bin aber noch nicht dazu gekommen. Dann bin ich jetzt gerade umgezogen in Berlin in meine eigene Wohnung zusammen mit einem ehemaligen Schulfreund. Da hatte ich jetzt auch viel zu tun mit Streichen, Einrichten und so. Ansonsten treibe ich sehr gerne Sport, ich bin sehr sportbegeistert, guck mir auch viel Sport an - ich bin ein sportlicher Typ.

I: Ein ganz normaler Tagesablauf, wie sieht der bei dir aus? Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen!
P: Meistens stehe ich ungefähr um 7.oo Uhr auf und lass es dann relativ gemütlich angehen. Ich frühstücke sehr gerne und ausführlich und mache mich dann gegen 8.oo Uhr auf zum Training. Ich fange mit einer sehr ausführlichen Erwärmung an bis so gegen 8.3o Uhr. Dann steht erstmal Eis auf dem Programm, meistens so von 9.oo-10.oo oder von 9.30 bis 11.00, also eineinhalb bis zwei Stunden immer vormittags. Montags und Donnerstags habe ich noch Athletik hinterher so von 11.oo-12.oo/12.3o. Dann habe ich ein bisschen Pause, und am Abend nochmals von 16.oo Erwärmung und 17.oo-18.oo Uhr Eis und z.B. Montags Ballett hinterher. Jetzt in der Saison nicht, aber in der Vorbereitung habe ich auch Turnen gemacht, ein- bis zweimal wöchentlich, das war dann meistens mittags. Das hat auch sehr viel Spaß gemacht, so dass ich gegen 19.oo/19.30 fertig war. Mittags hatte ich immer Pause zwischen 13.oo und 16.oo Uhr, in der ich dann nach Hause gegangen bin und was gegessen habe, gelesen habe oder irgendwelche Sachen, die man halt erledigen musste. Ich habe es hauptsächlich als Ruhepause ausgenutzt und dann abends nochmals Training so von 16.oo-19.oo Uhr. Und dann bin ich nach Hause gekommen und wir haben meistens was zusammen gegessen. Mein Vater und meine Mutter kochen sehr gut. Und dann habe ich einen entspannten Abend gemacht. Manchmal hatte ich abends noch Physiotherapie und war dann erst um 21.00 Uhr zu Hause.

I: In der neuen Wohnung musst du jetzt selber kochen?
P. Ja, das ist ja noch nicht so lange. Ich bin erst seit einer Woche umgezogen

I: Kannst du kochen?
P: (lacht) ja, ein bisschen. Ich bin dabei es zu lernen. Von den Eltern kriegt man doch was mit!

I: Wo siehst du dich in fünf Jahren?
P: Also ich möchte auf jeden Fall bei den Olympischen Spielen dabei gewesen sein. Wenn es nächstes Jahr nicht klappt, dann in fünf Jahren in Sochi. Bei einer EM und WM mit in der Spitze laufen und ein Studium anzufangen. Ich weiß zwar noch nicht in welche Richtung, aber etwas Naturwissenschaftliches. Das wird man dann sehen. Ich hoffe, dass ich die nächsten zwei Jahre noch in der Bundeswehr bleiben kann, weil es schon eine Zeit ist, die man gut zum Trainieren nutzen kann, und dann möchte ich in ein bis zwei Jahren ein Studium beginnen.... Ja, internationale Spitze zu werden, ganz klar.

I: Ich bedanke mich für das nette Gespräch und wünsche viel Glück in Den Haag!
P: Danke schön.

Telefoninterview am 18.9.07 beim Rheinland-Radio

Ausgewählte Fragen gestellt vom Moderator Klaus Werner und Zuhörerinnen und Zuhörer in einem Live-Chat

Klaus Werner:
Mit wie vielen Jahren bist Du das erste Mal aufs Eis gegangen?
Mit 3 ½ Jahren habe ich meine ersten Schritte auf dem Eis gemacht und mit 4 Jahren bin ich das erste Mal auf Schlittschuhen gestanden.

Klaus Werner:
Mit wie vielen Jahren hast Du Dich für den Leistungssport entschieden?
Ich habe mich erst spät dazu entschieden, ich habe die ganzen Kader durchlaufen, richtig entschieden habe ich mich aber erst mit 12 Jahren

Klaus Werner:
Mit wie vielen Jahren hast Du den ersten einfachen Axel gestanden?
Relativ spät, noch nicht in den ersten Kadern, mit 8 Jahren habe ich meinen ersten einfachen Axel geschafft.

Klaus Werner:
Mit wie vielen Jahren hast Du den ersten Doppel-Axel gestanden?
Mit 12 Jahren, in der 6. Schulklasse

Zuhörerin aus dem Chat:
Wie sah es mit dem dreifachen Axel vor der Verletzung aus?
Gar nicht mal so schlecht, der dreifache Axel ist nicht gerade mein Lieblingssprung, aber ich bin den auch schon mal auf einem Bein im Training gestanden, manchmal aber auch quer und nicht ganz auf Rückwärts

Zuhörer aus dem Chat:
Wolltest Du schon mal aufhören mit dem Eiskunstlauf?
Mit 14 Jahren, das ganze Training lief nicht gut, ich war öfters verletzt und dadurch hatte ich die Lust einwenig verloren und musste mich entscheiden, da habe ich mit dem Landestrainer Reinhard Ketterer gesprochen, er und meine Trainerin haben mir Mut gemacht zum Weitermachen

Zuhörerin aus dem Chat:
Bist Du schon mal den vierfachen Lutz gestanden?
4fach bin ich den Lutz noch nicht richtig gestanden, mein bester Versuch waren 3 ½ Drehungen mit Landung auf dem rechten Bein

Zuhörerin aus dem Chat:
Was war für Dich die schönste Erfahrung in der Saison 2006/07
Eindeutig der Moment nach der Kür der EM in Warschau (2007), nachdem das Publikum richtig mitgeklatscht hat und mich angefeuert hat, das war ein tolles Gefühl vor ungefähr 2000 Zuschauer und Zuschauerinnen.

Interview in der "pirouette", Jahrgang 40, März 2007, Ausgabe 3

Das aktuelle Interview
Philipp Tischendorf: Meine erste EM war gigantisch

Vielen Dank an die "pirouette" und an Tatjana Flade!

Der 18 Jahre alte Philipp Tischendorf wurde 2007 deutscher Vize-Meister und hinterliess bei seinem EM-Debüt mit Platz 15 und guten Leistungen einen starken Eindruck. Der sympathische Berliner gewann auf Anhieb viele neue Fans. Die „pirouette“ stellt den Schüler in einem Interview vor.

Wie haben Sie mit dem Eislaufen angegangen?
Ich habe mit sechs Jahren angefangen über meine ältere Schwester Nadine. Sie hat auch Eiskunstlauf gemacht. Sie war recht erfolgreich, kam bis zum Seniorenlevel und hat an deutschen Meisterschaften teilgenommen. Dann waren meine Eltern auch grosse Fans von Katarina Witt, das war so ihre Zeit. Katarina Witt und meine Schwester haben mich also zum Eiskunstlauf gebracht.

Haben Ihre Eltern selbst auch Sport betrieben?
Mein Vater war Volleyballer. Er hat nicht in der obersten Liga aber in einer darunter gespielt, auch recht erfolgreich, wenn ich so seine Geschichten höre. Meine Mutter war Turnerin, allerdings mehr so aus Spass an der Freude.

Gibt es noch andere Geschwister, und wenn ja, sind sie auch sportlich aktiv?
Ich habe noch einen Halbbruder, der ist auch älter, 24, und einen jüngeren Bruder, der ist 14. Der ältere Robert, macht keinen Sport mehr, aber er hat mal Fussball gespielt und mein jüngerer Bruder, Max, macht Fechten.

Sie besuchen eine Sportschule, die es leichter macht, Schule und Leistungssport zu verbinden. Was sind ihre Lieblingsfächer?
Sport und Biologie

Und darf man fragen, wie die Noten aussehen?
Wir haben kurz bevor ich herkam, Zeugnisse für das erste Semester bekommen. Da hatte ich eine Eins, eine Drei, und der Rest waren Zweien. Das ist schon gut.

Wie schwer fällt es Ihnen, den Sport mit der Schule zu vereinbaren?
Es gibt Phasen, in denen ist es sehr schwer, wenn Klausuren anstehen. Aber ich glaube, wir in Berlin haben da ganz gute Bedingungen auf der Sportschule. Es ist nicht so, dass man von früh bis nachmittags Schule hat und dann zum Training geht, sondern wir haben auch die Möglichkeit früh und vormittags zu trainieren und dann erst in die Schule zu gehen oder wir haben auch mal früh Schule, dafür aber nur bis mittags. Das ist eine Riesenschule. Da gibt es von Fussball bis Fechten, Leichtathletik, Schwimmen alles Mögliche. Mein Bruder geht auch auf diese Schule.

Wann haben Sie gemerkt, dass Eiskunstlauf eine ernsthafte Sache für Sie ist und Sie hier etwas erreichen können?
Eigentlich erst relativ spät. Ich glaube, so richtig realisiert, dass ich etwas erreichen kann, habe ich erst mit der Nominierung und dann der Teilnahme am ersten Junioren-Grand-Prix. Das war 2004. Mein erster Junioren-Grand-Prix war in China, in Harbin, also relativ weit weg. Das war mein erster grosser Event, und das war auch super, in so einem fernen Land. Ab da habe ich mir gesagt, das ist schön, das will ich jetzt auch so weitermachen.

Wenn Sie zurückdenken, war ist Ihre erste Erinnerung ans Eislaufen?
Wir hatten so ein Schaulaufen, da muss ich noch ganz klein gewesen sein. Es war ein Vereinsschaulaufen und da trugen wir Schwanenkostüme. Ich glaube, das ist eine meiner ersten Erinnerungen. Es gibt Fotos davon, und meine Schwester ist noch dabei gewesen.

Wer sind Ihre Vorbilder und warum?
Als ich ganz klein war, war Elvis Stojko mein Vorbild. Ich fand, der ist einfach klasse gelaufen. Als dann die Zeit mit Plushenko und Jagudin kam, war ich immer mehr auf Plushenkos Seite. Plushenko ist auf jeden Fall eines meiner grossen Vorbilder. Was das Läuferische angeht, auch der Japaner Daisuke Takahashi. Der ist für mich eigentlich der perfekte Läufer. Der kann super laufen, super springen, ist sehr ausdrucksstark. Der ist ein ganz Grosser, denke ich.

Warum haben Sie Plushenko Jagudin vorgezogen?
Ich weiss es gar nicht so genau, wahrscheinlich, weil meine Mutter und der Grossteil meiner Familie auf Jagudins Seite war! Ich fand, dass Plushenko besser gesprungen ist. Der hatte eine bessere Technik, und wahrscheinlich weil Jagudin ein bisschen der Erfolgreichere in dieser Zeit war, habe ich es Plushenko eher gegönnt.

Im Dezember hatten Sie ja einen Trainingsaufenthalt in Plushenkos Heimatstadt St. Petersburg absolviert. Wie war diese Erfahrung?
Super! Wir hatten eine Woche lang mit Alexej Mishin und seiner Trainingsgruppe trainiert, die nur aus Jungs besteht, aus sehr talentierten Jungs. Da ist auch dieser kleine Artur Hill-Gatchinskij dabei. Der ist ein Phänomen. Wenn ich in Berlin gehört habe, dass der schon Dreifachaxel springt – ich habe es dort ja gesehen, er macht ganz gute Dreifachaxel und trainiert teilweise Vierfachtoeloop – dachte ich mir, der ist ja erst 13, das kann auf die Dauer nicht gut gehen mit seinen Knochen. Aber er hat so eine gute Technik. Ich glaube nicht, dass er irgendwelche Probleme hat. Er hat eine Technik, so weich zu laden. Man konnte sich viel abschauen, was die Russen in so einer Trainingsstunde machen, wie intensiv sie sich auf ihre Eisstunde vorbereiten. Auf jeden Fall nutzen sie die 60 Minuten, die sie haben. Trainingsbedingungen haben wir in Berlin bestimmt viel bessere. Wir könnten viel mehr aufs Eis gehen. Die haben maximal zwei Stunden Eis, mittwochs sogar nur einmal und sonntags gar nicht, aber das nutzen die wirklich super aus.

Sie waren jetzt hier bei Ihrer ersten Europameisterschaft dabei. Wie fassen Sie Ihre Eindrücke zusammen?
Erst einmal nur gigantisch. Als wir hier ankamen vor einer Woche, war mir, ich will nicht sagen mulmig, aber ein bisschen aufgeregt war ich schon. Das Training lief nicht ganz so gut in Berlin, ich hatte ein paar Probleme mit meinen Sprüngen, das hat sich dann aber zwei Tage vor der Abreise wieder gut stabilisiert. Trotzdem war ich ein bisschen aufgeregt, aber das legte sich gleich mit dem ersten Training. Das lief gut. Das Hotel ist super, wir hatten ja auch schönes Wetter, dann fing es an zu schneien, ich finde Schnee sehr schön. Die Wettkämpfe waren aus deutscher Sicht bei den Damen ja auch gut, und das hat dann so mitgerissen. Europameister beim Paarlaufen, das war einfach ein super Gefühl!

Welche Erfahrungen nehmen Sie mit?
Dass man mit den Dreifachsprüngen eigentlich relativ weit kommen kann, ohne Axel meine ich. Und dass man, wenn man sich gut präsentiert, mit Spass an der Freude läuft, gut ankommt. Das sind die beiden Hauptsachen, die ich gelernt habe. Ich muss natürlich den Axel auch lernen. Aber wenn man den Axel kann und ein gutes Programm zeigt, dann kann man auf jeden Fall unter die besten Zehn laufen.

Wie sieht es denn bei Ihnen mit dem Axel aus?
Ich hatte ihn so richtig erst seit St. Petersburg angefangen zu trainieren, das war Anfang Dezember. Aber vor der Europameisterschaft habe ich ihn nicht mehr regelmässig trainiert. Das war gar nicht so schlecht. Die Versuche waren noch nicht so, dass ich sagen könnte, nächste Woche stehe ich ihn, aber die Versuche waren halt manchmal sogar schon quer, aber auf vorwärts, manchmal schon auf dem rechten Bein, aber ich denke, ich kann da jetzt etwas optimistischer rangehen mit der ganzen Motivation.

Hatten sie vorher Angst vor dem Axel?
Ich würde nicht sagen Angst, aber ich hatte vielleicht ein bisschen zu viel Respekt vor bösen Stürzen. Mit dem Lehrgang in St. Petersburg, bei dem unser Hauptziel der Axel war und ich meine ersten Axel-Versuche gemacht habe, war das dann eigentlich weg. Ich hatte nur gute Erfahrungen.

Wie würden Sie Ihren Charakter beschreiben?
Eigentlich immer freundlich. Ich versuche, mich positiv zu zeigen. Wenn ich etwas will, dann ziehe ich das meistens auch so durch, ich bin zielstrebig.

Wo liegen Ihre Schwächen?
Ich brauche immer ein bisschen Anlauf und von meiner Trainerin einen Tritt in den Hintern. Ich bin nicht faul, aber ich komme meistens etwas später als die anderen auf Touren. Doch wenn ich warm bin, dann läuft es ganz gut. Mittlerweile kriege ich es ganz gut hin, mich auf Trab zu bringen.

Was machen Sie in der Freizeit?
Mit meinem kleinen Bruder Fussball oder Tischtennis spielen, ab und zu auch mal ein Buch lesen oder Computer spielen.

Was wären Sie geworden, wenn nicht Eiskunstläufer?
Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Meine Eltern legen immer noch viel Wert darauf, das wir gut in der Schule sind, und das ist auch wichtig, aber wo genau ich ohne Sport gelandet wäre, kann ich nicht sagen.

Was sind Ihre Ziele?
Für die nächste Saison – auf jeden Fall – werde ich den Axel weiter trainieren und ich muss sehen, wie sich das im Sommer weiter entwickelt. Dann versuche ich natürlich wieder, zu einer Europameisterschaft zu kommen, zumal wir wieder zwei Startplätze haben. Man muss ja nicht Stefan Lindemann schlagen, aber dahinter streiten sich viele drum. Es wird auf jeden Fall schwerer, aber die Möglichkeit ist da.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?
Drei … nun, einen Computer mit Internetanschluss, damit ich mit anderen kommunizieren kann, Schlittschuhe – mit einer kleinen Eisfläche für mich – und meine Familie.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

Mit Philipp sprach Tatjana Flade.

 

Artikel in Skate Today vom 26. Februar 2007

EM 2007
EM 2007

Tischendorf überrascht bei den Senioren

Artikel & Foto © J. Barry Mittan

Philipp Tischendorf, er wird im Juni 19 Jahre alt, hat die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften der Senioren 2007 gewonnen. Gleichzeitig hat sich Tischendorf für die Europameisterschaften im Nachbarland Polen qualifiziert. Dort hat er einen respektablen 15. Platz in einem Feld von 32 Startern erreicht. Tischendorf hat in den letzten drei Jahren an diversen Junioren GP's teilgenommen, wobei er 2005 die Bronzemedaille beim Skate Slovakia in Bratislava gewonnen hat. 2007 schloss er beide Junioren GPs mit dem 8. Rang ab.

"Mein Ziel für diese Saison war die Junioren Weltmeisterschaft in Oberstdorf gewesen", sagte er. "Die Europameisterschaften standen nicht auf meinem Plan". Aber er hat sich dank dem 2. Rang bei den Deutschen Meisterschaften für die diesjährigen Europameisterschaften qualifiziert. "Ich war sehr zufrieden mit meinem Auftritt, es war schön, eine Anerkennung dafür zu erhalten und außerdem hat es sehr viel Spaß gemacht".

Seine Eltern waren ebenfalls Sportler, der Vater war ein Volleyballspieler und seine Mutter war Turnerin. Tischendorf hat im Alter von 6 Jahren mit dem Eislaufen begonnen. "Meine Eltern waren große Fans von Katharina Witt", sagte Tischendorf. "Meine Schwester war auch eine Eiskunstläuferin und hat es bis zu den Deutschen Meisterschaften im Seniorenlevel geschafft. Sie ist 11 Jahre älter als ich. Wenn sie trainiert hat, haben mich meine Eltern in die Eishalle mitgenommen."

Tischendorf hat seinen ersten Dreifachsprung mit 13 Jahren gestanden (ein dreifacher Salchow). "Mein bester Sprung ist der dreifache Lutz", sagt er. "Sie können mich morgens um 4 Uhr aufwecken und ich mache den dreifachen Lutz". Ich arbeite intensiv am dreifachen Axel, habe ihn auch schon gestanden, allerdings nicht sehr sauber. Letzten Dezember habe ich auch den vierfachen Toeloop probiert. Das waren schmerzhafte und nicht besonders gute Versuche. Ich denke der vierfache Lutz ist besser für mich. Ich werde an diesem Sprung während des Sommers arbeiten."

Der Berliner zeigt eine dreifach Lutz / dreifach Toeloop-Kombination, einen dreifachen Flip und einen Doppelaxel in seinem diesjährigen Kurzprogramm. Seine Kür beinhaltet eine dreifach Lutz / dreifach Toeloop-Kombination, eine dreifach Salchow / doppel Toeloop / doppel Rittberger-Kombination und eine dreifach Flip / doppel Toeloop-Kombination. Er springt auch einen Doppelaxel, dreifach Flip, Lutz und Rittberger. "Ich habe auch bereits eine dreifach Lutz / dreifach Rittberger-Kombination im Training gestanden, aber nach dem Wechsel der Schlittschuhe hat diese Sprungkombi nicht mehr geklappt", beklagte er.

Tischendorf trainiert seit 8 Jahren bei Romy Oesterreich. Sie hat 1976 bei den Olympischen Spielen inder Paarkonkurrenz die Silbermedaille gewonnen. Er trainiert in Berlin, wo er zwei Stunden täglich auf dem Eis steht und das sechs Tage in der Woche.  Jede zweite Woche gibt's noch eine Zusatzstunde. Daneben absolviert er noch an vier Tagen ein Athletiktraining und zweimal pro Woche steht auch Ballet auf dem Programm. Im Sommer bevorzugt er Joggen und Fahrradfahren.

Zwei Deutsche Eistänzer choreographierten seine Programme für 2006-2007. Sein Kurzprogramm (A Gusta und Crazy Benny von Safri Duo) hat der Bronzemedaillengewinner der WM 2004 René Lohse choreographiert. Hendryk Schamberger choreographierte seine Flamenco-Kür. "Die Musik wähle ich selbst aus", erzählt Tischendorf. "Ich gehe in ein großes Musikgeschäft und höre da Musik. Mein Kurzprogramm ist in dieser Saison neu. Ich hörte die Musik und fand sie sehr schön. Die Kür ist die gleiche wie letztes Jahr. Ich sah Daisuke Takahashi's Kurzprogramm von 2004 und dieses Programm hat mir sehr gut gefallen. Er ist einer meiner Idole und ich wollte für diese Saison auch einen Flamenco zeigen. Ich höre gerne spanische Musik." Sein Galaprogramm von Roger Cicero "Zieh die Schuhe aus", hat Tischendorf allein choreographiert. "Es war das erste Mal", sagte er. "Wenn ich im Sommer mehr Zeit habe, würde ich gern mehr von meinen Programmen selber choreographieren. Ich bringe allerdings immer eigene Ideen in meinen Programmen unter. So ist immer ein kleiner Teil von mir selbst in den Programmen enthalten".

Tischendorf liebt das Fussballspielen, Tischtennis und Skifahren. "Ich liebe auch sehr die Musik", erzählt er. "Ich liebe Popmusik, Rock'n'Roll und Oldies wie die Beatles. Techno kann ich nicht leiden. Ich hatte ein paar Klavierstunden, aber ich war nicht sehr talentiert." Außerdem zählt er Bücher und seinen Computer zu seinen Hobbies.

Tischendorf geht noch ein weiteres Jahr auf's Gymnasium, wo er Sport und Biologie studiert. Dann plant er ein Studium an einer Universität. Welche Richtung, weiss er noch nicht.




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